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"Das Geheimnis der Bibel"

Das Geheimnis der Bibel

Wir werden die Bibel nicht verstehen, wenn wir sie nicht von der Mitte her lesen. Die Bibel von der Mitte her zu lesen aber bedeutet, sie kritisch zu lesen
Es kann Außenstehende befremden wenn sie hören, dass die Bibel für die Christen von außergewöhnlicher Bedeutung sei. Sie könnten berechtigt fragen, wie das möglich ist, wenn es sich dabei um ein altes Buch handelt, das in seiner Endfassung beinahe 2000 Jahre alt ist. Aber auch der Anspruch der Bibel könnte Menschen, die mit dem christlichem Glauben wenig Erfahrung gemacht haben, verwundern. Die Bibel sagt es nämlich selbst von sich, dass sie eine übernatürliche Offenbarung Gottes sei - wer sie liest, kann zuverlässig erfahren, wie Gott, aber auch wie der Mensch ist. Woher kommt dieser Anspruch der Bibel und warum hat sie unter den Christen einen so hohen Stellenwert?

Gott spricht durch die Bibel
Nahezu alle Religionen, aber auch die meisten religiösen Gemeinschaften behaupten, dass ihre "heiligen" Schriften von Gott kommen. Der Ursprung solcher Schriften wird sehr unterschiedlich erklärt. Die Moslems glauben zum Beispiel, dass der Koran und ganz besonders seine arabischen Schriftzeichen Gottes Wort sind. Gott habe seinem Propheten Mohammed dieses Buch direkt mitgeteilt und zwar über einem Zeitraum von etwa 20 Jahren, beginnend um das Jahr 610 unserer Zeitrechnung. Die Offenbarung kam auf verschiedenen Wegen zu Mohammed: durch Träume, durch direktes Hören der Stimme Gottes oder durch den Erzengel Gabriel. Die Mormonen lehren, dass ihr Begründer Joseph Smith von einem Engel namens Moroni einen Ort gezeigt bekam, wo goldene Schrifttafeln vergraben waren. Smith fand und übersetzte sie. So entstand ihr heiliges Buch, das Buch Mormon. Im Gegenteil zu solchen wunderlichen Geschichten ist die Bibel auf eine sehr bodenständige Weise zustande gekommen. Ihr Ursprung ist einfach. Die Bibel erzählt, was Menschen zu einer bestimmten Zeit an bestimmten Orten mit Gott erlebt haben. Die Bibel entspringt also der Erfahrung wirklicher Menschen mitten in der Geschichte, die einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren umspannt. Das macht die Bibel vertrauenswürdig und historisch zuverlässig. In der Bibel heißt es deshalb an einer Stelle, dass alle Schrift "von Gott eingegeben ist". Anders ausgedrückt: "alle Schrift atmet Gott", d.h. ist von seinem Geist durchdrungen auch wenn diese Erkenntnis der göttlichen Wahrheit auf menschlichen, und daher nicht den Maßstäben der Vollkommenheitsideale menschlicher Vernunft gemessenen Glaubenszeugnissen beruht.

Die Bibel ist praktisch
Aus der Tatsache, dass alles in der Bibel mit rechten Dingen zugeht, entsteht ein gewaltiger Vorteil. Die Bibel hat sehr viel mit unserem Leben zu tun. Sie redet genau von der menschlichen Existenz, in der auch wir stehen. Deshalb geht es in den Geschichten ebenso sehr um uns wie um die Menschen damals. Wir können in die Welt der Bibel eintreten und finden uns selbst wieder. Das macht das Bibellesen zu einer so aufregenden Sache. Die biblischen Schriften wenden sich an Menschen jeden Alters in aller Welt. Darin liegt ihr Geheimnis. Dabei fällt ihre rücksichtslose Ehrlichkeit auf, eine Ehrlichkeit, die uns herausfordert, uns ebenso ehrlich den Grundfragen unserer Existenz zu stellen: Was wir von uns selbst zu halten haben? Wie wir einander behandeln sollen? Wie man mit der Angst umgehen kann, auch mit der Schuld? Wie Gott mit Menschen redet? Wie wir Gott finden können? Wie Völker miteinander im Frieden leben können? Wie der Mensch mit der Natur umgehen soll? Wie wir das wirkliche Glück finden? Wie wir zu einem gesunden Selbstwertgefühl kommen? Wie wir Einsamkeit und Verlassenheit überwinden? Wie wir uns zu unserem Vorteil verändern können? Wie wir zu liebenden Menschen werden? Was der Sinn des Lebens und der Grund unseres Universums ist? So ist die Bibel das spannendste Buch auf der Welt. Kein Buch wurde so viel gelesen und hat so viele Menschen beeinflusst wie die Bibel.

Jesus ist die Mitte der Bibel
Es mag manchem, der angefangen hat, die Bibel zu lesen, ähnlich gegangen sein: Ist das alles hier gleich wichtig? Oder gibt es einen Maßstab, der hilft, zwischen mehr oder weniger Wichtigem zu unterscheiden? Es war Martin Luther, der als erster auf ein solches Kriterium hingewiesen hat. "Was Christum treibet" sei besonders wichtig für das richtige Bibelverständnis. Von Jesus, seiner Person und seinem Werk her, entscheidet sich, welches Gewicht und welche Bedeutung einzelne Aussagen der Bibel haben. Diese so formulierte "Mitte der Schrift" könnte folgendermaßen beschrieben werden: Da Gott heilig ist, gilt als heilig und gerecht vor Gott, der seine Gesetze erfüllt. Vollständig schafft das aber keiner. Jeder verstößt dagegen und hat dafür nach dem Gesetz die Trennung von Gott verdient, den Tod. Einer musste das Gesetz erfüllen, stellvertretend für alle. Es musste Jesus kommen. Er war in Gottes Augen vollkommen gerecht. Und er starb den Tod, den alle Menschen für ihre, Übertretung verdient haben. Die Trennung von Gott wurde durch seinen Tod aufgehoben. Seit Jesus starb und auferstand kann jeder Mensch zu Gott kommen und kann zu seinen Fehlern stehen. Gott sieht nämlich in jedem Menschen, der ihn ernsthaft anspricht, Jesus durchscheinen. Wo Menschen durch Schuld und Hass wie ausgedörrt sind, kann das Wasser des Lebens neu fließen. Plötzlich wird es möglich, Schuld, Versäumnisse und Versagen vor Gott einzugestehen, ohne um sein Leben fürchten zu müssen. Es gibt Vergebung. Der Mensch, jeder Mensch, kann neu anfangen. Das ist das Evangelium, die frohe Botschaft, die beste Nachricht der Welt. Wer sich so von Jesus befreien lässt, kann auch mehr und mehr die Erwartungen Gottes erfüllen.

Wie kann ich die Bibel lesen?
Bibellesen soll unbedingt mit einer modernen Bibelübersetzung erfolgen, damit Texte aus dem Alten Testament und die Briefe, die oft einen sehr komplizierten sprachlichen Stil haben, leichter verständlich werden. Gut geeignet ist "Hoffnung für alle". Auch "Die Gute Nachricht-Bibel" ist gut lesbar

Man kann die Bibel als Sammlung alter Dokumente  lesen, um ihre Glaubwürdigkeit und historische Zuverlässigkeit  zu prüfen. Als Gottes Wort wird die Bibel derjenige lesen können, der in einer lebendigen Beziehung zu Gott steht. In diesem Fall ist es ein guter Brauch, vor dem Lesen zu beten. Bitte Gott, durch die Bibel zu dir zu reden. Letztlich geht es um eine Begegnung mit ihm

Für die Einsteiger empfehlt es sich, zuerst das Johannesevangelium, danach die Apostelgeschichte und das erste Buch Mose zu lesen, für die "alten Bibelleser" eignet sich am besten ein "Bibellese-Heft" mit Bibelleseplänen. Viele Bibelleser verwenden gern die "Orientierung" des Bibellesebundes.

Besorge dir Buntstifte und unterstreiche wie folgt: schwarz: Negatives, Sünde, Hass, Tod; rot: Gottes Verheißungen, Erlösung, Beginn des Glaubens; grün: Dinge, die für den Glauben wichtig sind, Liebe, Gemeinschaft; gelb: Gottes Wesen, Jesus, Heiliger Geist; blau: sonstige wichtige Aussagen.

Lies den Text langsam und ruhig und wiederhole die Stellen, die das Innerste deines Herzens berühren. Las das Wort, das dich besonders angesprochen hat, mit deinen Gedanken, deinen Hoffnungen und deinen Sorgen in Beziehung kommen. Las dich in ein Gespräch mit Gott hineinführen, der ja auch hinter dieser Stelle steht. Las einfach die Nähe Gottes auf dich einwirken. Sei aber zum Schluss bereit  den Text, der dich in Gottes Gegenwart geführt hat, loszulassen. Freue dich an der stillen Gemeinschaft mit Gott.

Autor: Tadeusz Prokop

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